Glücksspielsucht

Seit 2001 ist in Deutschland das „pathologische Glücksspielverhalten“ als Krankheit anerkannt. Es wird den stoffungebundenen Süchten (Verhaltenssüchten) zugeordnet.

Die Störung besteht in häufig wiederholtem, episodenhaftem Glücksspiel, dass die Lebensführung der betroffenen Personen beherrscht und anhaltend letztlich zum Verfall der sozialen, beruflichen, materiellen und familiären Werte, Verpflichtungen und Verhältnisse führen kann.

Für das Vorliegen eines pathologischen Glücksspielverhaltens müssen laut der ICD-11 (International Classification of Diseases) drei Kriterien über einen Zeitraum von 12 Monaten erfüllt sein:

1

Kontrollverlust über das Spielverhalten, z.B. in Intensität, Dauer oder Kontext

2

Die Bedeutung des Glücksspiels nimmt zu und dem Spielen wird Vorrang vor anderen Aktivitäten und Verpflichtungen gegeben

3

Fortsetzen des Spielens trotz negativer Konsequenzen sowie schwerwiegende Auswirkungen in den sozialen, beruflichen, familiären oder anderen Bereichen

Faktoren, die die Entstehung einer Glücksspielsucht begünstigen können:

Es gibt Risikofaktoren, die eine Suchtentwicklung begünstigen können. Diese Faktoren können in der Person selbst,
im sozialem Umfeld oder auch in der Anziehungskraft und Verfügbarkeit von Glücksspielen liegen.

Schutzfaktoren: Nicht jede*r, der*die an einem Glücksspiel teilnimmt, entwickelt automatisch ein problematisches oder abhängiges Glücksspielverhalten. Es gibt auch Schutzfaktoren, die eine Suchtentwicklung hemmen können. Das sind Ressourcen und Fähigkeiten, die es zu identifizieren und zu stärken gilt.

  • Selbstbewusstsein
  • Gefestigte Strategien im Umgang mit Stress, Problemen und negativen Gefühlen
  • Sozialer Rückhalt
  • Diverse Freizeitstaltung

Glücksspielsucht – ein schleichender Prozess

Der Übergang von einem zunächst harmlosen zu einem bedenklichen Spielverhalten ist fließend und wird häufig von den Spielenden so nicht wahrgenommen. Eine Glücksspielsucht verläuft normalerweise in drei Phasen. Es ist auch möglich, dass Betroffene zwischen den Phasen wechseln und sie nicht linear durchlaufen. Die Phasen dienen als Anhaltspunkte für einen typischen Verlauf einer Glücksspielabhängigkeit:

Die Einstiegsphase

Zu Beginn wird nur gelegentlich gespielt und durch Gewinne werden positive Erfahrungen gesammelt. Das Glücksspiel bereitet Spaß. Gleichzeitig wird das Selbstwertgefühl durch Gewinne gesteigert. Da Verluste als einmalig erlebt und Gewinne häufig als eigenes Können interpretiert werden, entsteht ein unrealistischer Optimismus.

Die Verlustphase

In dieser Phase wird häufiger und länger gespielt, jedoch seltener gewonnen. Die Gedanken kreisen häufig um das Glücksspiel und der Druck, größere Verluste wieder einzuholen, steigt. Da immer mehr Zeit mit dem Glücksspiel verbracht wird, werden Beziehungen und (schulische) Pflichten vernachlässigt. Das Ausmaß des Spielens wird gegenüber der Familie und Freunden häufig verheimlicht.

Die Verzweiflungsphase

Wird trotz negativer Konsequenzen weitergespielt, dann gelangen Betroffene in die Verzweiflungsphase. Sie verlieren die Kontrolle über ihr Glücksspielverhalten, wodurch massive Folgen entstehen. Häufig können die entstandenen Schulden nicht mehr zurückgezahlt werden, sodass sich das Leben der Betroffenen nur noch um die Geldbeschaffung dreht. Auch Straffälligkeit ist eine mögliche Folge. Die betroffene Person verbringt in dieser Phase nur noch sehr wenig Zeit mit der Familie und Freunden. Starke Schuldgefühle und Verzweiflung führen bei vielen Betroffenen zu Hoffnungslosigkeit und Suizidgedanken.

Wissenswertes

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